KNA: 60 Thesen für einen neuen Aufbruch

Tb_2011-05-20_483Tb_2011-05-20_595Tb_2011-05-20_597Tb_2011-05-20_635

Jugendverbände diskutieren über die Zukunft der Kirche

Von Joachim Heinz (KNA)

Altenberg (KNA) Die Reform steht auf wackeligen Füßen. Der Wind zerrt an den mannshohen Holzgerüsten mit den rund 60 Thesen zur Zukunft der katholischen Kirche. Auf einer Wiese im Bergischen Land, direkt vor dem berühmten Altenberger Dom, proben katholische Jugendliche – ja was eigentlich? Ein Aufstand ist es nicht, wie der Vorsitzende des Bundes der Katholischen Jugend (BDKJ), Dirk Tänzler, betont. Aber mit der Anspielung auf Martin Luther und seinem angeblichen Thesenanschlag an der Wittenberger Schlosskirche 1517 will der Dachverband, der die Interessen von rund 660.000 Kinder und Jugendlichen vertritt, an diesem gewittrig-schwülen Freitagnachmittag gleichwohl ein starkes Zeichen setzen.

“Es geht uns nicht um blinden Aktionismus, sondern darum, unsere Positionen zu erarbeiten”, sagt Tänzler. Man wolle sich auf den von den Bischöfen angestoßenen Reformdialog vorbereiten. “Es ist Zeit, dass sich was tut.” Bis Sonntag nutzen die rund 100 Delegierten aus den BDKJ-Mitgliedsverbänden die Gelegenheit, um über einen neuen Aufbruch in der Kirche zu diskutieren. Im Mittelpunkt der Hauptversammlung steht dabei ein Papier mit dem Arbeitstitel “Freiheit der Kinder Gottes – Altenberger Streitschrift”. Wobei auch in diesem Fall die Sache mit dem Streit nicht allzu wörtlich zu nehmen ist, wie die Verantwortlichen betonen.

“Wir bringen unsere Sorge um die Kirche zum Ausdruck und geben zugleich ein Zeugnis unserer Hoffnung”, heißt es etwas vorsichtig zu Beginn des Dokuments. Doch dann wird es durchaus deutlich. Die Autoren stellen eine “innerkirchliche Konfliktunfähigkeit” fest, beklagen eine “verbreitete Sprachlosigkeit” sowie “Frustration” und “Resignation” bei vielen Laien. Als konkrete Anliegen werden unter anderem genannt: Ehrenamtliches Engagement zu fördern und Frauen in der Gemeindeleitung stärker mit einzubeziehen.

Visionen? Die gibt es auch, wobei die Jugendvertreter sich um Realismus bemühen. Der Ruf nach Frauenpriestertum oder einer Abschaffung des Pflichtzölibats seien Themen, die außerhalb der Verfügungsgewalt der deutschen Ortskirche lägen, heißt es in dem Papier. Gleiches gelte für Fragen der Sexualmoral – obwohl die Streitschrift hierzu festhält: “Wenn ein Paar unverheiratet zusammenlebt, wenn ein Mensch nach einer gescheiterten Ehe eine neue Partnerschaft wagt oder wenn ein Mensch einen Menschen des gleichen Geschlechts liebt, dann verdient diese Liebe unseren Respekt und nicht unser Werturteil. Und dieser Respekt muss in einer dem Menschen zugewandten Seelsorge und Pastoral zum Ausdruck kommen.”

Das Papier soll am Samstag verabschiedet werden. Die darauf fußenden Thesen stehen schon jetzt im Raum – und auf der Gerüstkonstruktion vor dem Altenberger Dom. Ob sie glauben, dass sich in der Kirche dadurch etwas ändert? Die Hoffnung ist auf jeden Fall da, sind sich Kathrin Jäger und Wolfgang Ehrenlechner einig. Die BDKJ-Diözesanvorsitzende aus Paderborn und der Bundesvorsitzende der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) aus dem Erzbistum München-Freising machen sich für eine stärkere Einbeziehung von Laien stark. Sie sehen den Dialog mit den Bischöfen als Chance. “Auf keinen Fall wollen wir eine Spaltung provozieren”, betonen sie. Sondern lediglich in der Kirche das leben, “was wir auch im Alltag leben”, wie es sinngemäß auf einem der Thesenplakate vor dem Dom heißt.

Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Nachrichtenagentur

Gleich beginnt der Studienteil zur Kirchenpolitik #bdkjhv

Um 15 Uhr beginnt der Studienteil zum Antrag „Freiheit der Kinder Gottes“. In drei Schritten werden sich die rund 100 Delegierten mit dem Thema „Kirchenbild“ beschäftigen. Am Ende werden die TeilnehmerInnen die einzelnen Kapitel des Antrages in Kleingruppen diskutieren und ihre Ergebnisse vorstellen. Danach beginnt dann die offizielle erste Lesung des Antrages. Beschlossen wird erst morgen. /mik

Gleich beginnt der Studienteil zur Kirchenpolitik #bdkjhv

Um 15 Uhr beginnt der Studienteil zum Antrag „Freiheit der Kinder Gottes“. In drei Schritten werden sich die rund 100 Delegierten mit dem Thema „Kirchenbild“ beschäftigen. Am Ende werden die TeilnehmerInnen die einzelnen Kapitel des Antrages in Kleingruppen diskutieren und ihre Ergebnisse vorstellen. Danach beginnt dann die offizielle erste Lesung des Antrages. Beschlossen wird erst morgen. /mik

Weihbischof: „Es gibt kein mangelndes Interesse an Jugend“ #bdkjhv

Tb_2011-05-20_170

Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr (Mainz), Mitglied der Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz, weist Kritik zurück, dass es bei den deutschen Bischöfen ein mangelndes Interesse an Jugendfragen gebe. „Das ist schlichtweg falsch“, sagte Neymeyr bei seinem Besuch der BDKJ-Hauptversammlung am Freitagvormittag. Zur Kirchenkrise sagte Neymeyr, er sei „erschüttert“ über die fundamentalen Glaubenszweifel, die es auch bei engagierten Katholiken gebe. „Es ist eben auch eine Glaubenskrise“, so der Weihbischof. Er rief die Delegierten auf, sich in der Debatte um Reformen „von Christus ergreifen zu lassen“. Die 100 Delegierten dankten ihm, dass er sich kurzfristig zu einem Besuch der Hauptversammlung bereit erklärt hatte. /mik

Wie Frauen sich ihre Kirche wünschen

Frauenpraesidum

Die neuen und ehemaligen Mitglieder des Frauenpräsidiums nach der Wahl: Annika Triller, Monica Kleiser (ehem.), Ursula Fehling, Svenja Kormann, Irene Porsch (ehem.), Sarah Prenger und Karin Silbe.

 

Die BDKJ-Frauenkonferenz befasste sich in diesem Jahr mit dem brennenden Thema „Frauen in der Kirche“. Den Auftakt machte eine spannende Fishbowl-Diskussion unter dem Motto „Alte Fragen, neue Kämpfe – Frauen leiten katholische Kirche“. Zu Gast waren Gabriele Denner (Geistliche Leiterin des BDKJ Rottenburg-Stuttgart und Leiterin des dortigen Bischöflichen Jugendamts), Claudia Lücking-Michel (Vizepräsidentin des ZdK und Generalsekretärin des Cusanuswerk) und Marianne Heimbach-Steins (Professorin für Christliche Sozialwissenschaft an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Uni Münster). Moderatorin Ute Theisen führte die Frauen durch eine anderthalbstündige lebhafte Diskussion über Führungskultur, Macht und die Zukunftsfähigkeit der katholischen Kirche. Über die Methode des Fishbowl kamen vielfältige Erfahrungen und Wünsche der BDKJ-Frauen und der Gäste zum Ausdruck.

Alle waren sich einig, dass Frauen gleichberechtigte Möglichkeiten der Mitgestaltung in Kirche brauchen, damit sie sich willkommen fühlen. Klar war auch, dass mehr Mitgestaltung durch Frauen ein Gewinn für die Attraktivität der Kirche allgemein wäre.

In der Diskussion zeigten die Frauen verschiedene Fehlentwicklungen in der katholischen Kirche auf. Beispielsweise erklärte Professorin Heimbach-Steins, dass das Thema „Macht“ in kirchlichen Strukturen oftmals tabuisiert werde. Dadurch gebe es in vielen Fällen keine klaren Ansagen. Einige Delegierte berichteten, dass noch im Jahr 2011 in ihren Bistümern keine Ministrantinnen für den Dienst im Dom zugelassen seien. Immer wieder stellten die Frauen Bezüge zur aktuellen Krise der katholischen Kirche her: „Wir wissen derzeit nicht, wie es weitergeht“, sagte Heimbach-Steins. „Werden wir die latente Spaltung der Kirche überwinden oder kommt es zur Spaltung?“.

Aber auch gute Erfahrungen und Instrumente zur Beseitigung von Ungleichzeitigkeiten wurden ausgetauscht. Beispielsweise betonte Lücking-Michels mehrfach die Notwendigkeit von Mentoring-Programmen für junge Frauen in kirchlichen Tätigkeitsfeldern. Eine „gute Erfahrung per se“ verkörperte Gabriele Denner vom BDKJ Rottenburg-Stuttgart, die die vorbildliche Führungskultur in ihrem Bistum hervorhob und den Delegierten viel von der Freude vermittelte, die ein Mitgestalten in Kirche bieten kann. Gabriele Denner fasste zusammen, was die Delegierten bewegte: „Verbände leben Kirche wie ich sie mir wünsche“.

Im Anschluss an die Podiumsdiskussion verabschiedeten die BDKJ-Frauen das Positionspapier “Junge Frauen willkommen? Dialogbeitrag für eine Kirche mit Zukunft”. Teile dieses Papiers werden sicherlich in den HV-Antrag zum Dialogprozess einfließen. Amüsantes Detail: Während die Frauen im Goldenen Saal mit Feuereifer um passende Formulierungen rangen, gab es im Innenhof von Haus Altenberg großes Aufsehen: Besuch von Kardinal Meißner, der dort von einer Horde Kinder und Pressemenschen umringt wurde.  

Annika Triller (BDKJ Köln) und Karin Silbe (KLJB) wurden ins Frauenpräsidium gewählt. Sie ergänzen das Team um Sarah Prenger (CAJ), Svenja Kormann (KSJ) und Ursula Fehling (BDKJ-Bundesvorsitzende). Die Frauenkonferenz dankte Moni Kleiser (KLJB) und Irene Porsch (BDKJ Aachen) für die gute Arbeit. /je

Gäste der #bdkjhv

Bis jetzt haben die BDKJ-Hauptversammlung besucht:

  • Pfr. Dr. Thomas Roddey, Leiter des Bereichs Pastoral der DBK
  • Markus Etscheid, Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der DBK
  • Thomas Antkowiak, Geschäftsführer MISEREOR
  • Prälat Klaus Kremer, Präsident Kindermissionswerk “Die Sternsinger”
  • Sebastian Ulbrich, Kindermissionswerk “Die Sternsinger”
  • Ralf Harnisch, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jungen
  • Bernhard Schmitz, Zentralkomittee der deutschen Katholiken (ZdK)
  • Mike Corsa, Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland, Voristzender des Bundesjugendkuratoriums
  • Schönstatt-Jugend
  • Veith Lemmen, Landesvorsitzender NRW der Jusos Normal 0 21 false false false MicrosoftInternetExplorer4
  • Jesper Prigge, Solid – Linksjugend
  • Normal 0 21 false false false MicrosoftInternetExplorer4

BDKJ-Hauptversammlung startet mit Vesper. DBK-Vertreter: “Schatz der Jugendverbände” #bdkjhv

Tb_2011-05-19_004Tb_2011-05-19_009Tb_2011-05-19_012Tb_2011-05-19_013Tb_2011-05-19_014Tb_2011-05-19_017Tb_2011-05-19_015Tb_2011-05-19_018Tb_2011-05-19_019Tb_2011-05-19_021Tb_2011-05-19_022Tb_2011-05-19_027Tb_2011-05-19_028Tb_2011-05-19_034Tb_2011-05-19_032Tb_2011-05-19_037Tb_2011-05-19_039Tb_2011-05-19_041Tb_2011-05-19_044Tb_2011-05-19_045Tb_2011-05-19_047

Mit einer Vesper hat die diesjährige BDKJ-Hauptversammlung begonnen. Die rund 100 Delegierten beteten zu Beginn im Altenberger Dom für eine gute Versammlung. Pfarrer Dr. Thomas Roddey, Leiter des Bereichs Pastoral im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, ging in seiner Ansprache auf die aktuelle Kirchenkrise ein. Roddey forderte die Jugendverbände auf, sich in vielfältiger Form am Gesprächsprozess zu beteiligen, „ruhig auch mit der nötigen Forschheit“. Gleichzeitig mahnte er alle Beteiligten, sich „nicht gegenseitig mit Forderungen zu überschütten“ und bat auf allen Seiten um Wohlwollen und Verständnis. In Bezug auf die Zusammenarbeit mit dem BDKJ zeigte sich Roddey zuversichtlich: „Mit dem großen Schatz der Jugendverbände ist die Kirche gut für die Zukunft gerüstet.“ Bis Sonntag tagen Vertreterinnen und Vertreter der katholischen Jugendverbände und ihrer Diözesanen BDKJ-Zusammenschlüsse in Altenberg um wichtige Beschlüsse zu fassen. /je/bw/mik